Was viele heutzutage nicht mehr wissenKarl May war nicht nur ein begabter und bis heute überaus erfolgreicher Schriftsteller von Abenteuererzählungen und Reiseromanen, sondern er verfolgte mit seinen Schriften auch immer wieder ein pädagogisches und religiöses Ziel.So stirbt etwa sein Winnetou mit den Worten: "Schar-lih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!" Auch Old Wabble bekehrt sich noch kurz vor dem Tode. Und der ursprüngliche Moslem Hadschi Halef Omar aus Karl Mays orientalischen Reiseerzählungen wird schließlich innerlich von dem standhaften Christentum seines Freundes Kara ben Nemsi überwunden.
Karl Mays ChristentumKarl Mays Christentum selber stand über den Konfessionen. Lutherisch aufgewachsen, neigte er eine Zeitlang zu katholischen Positionen und mündete dann schließlich in ein Christentum der Tat und Nächstenliebe, verbunden mit mystischen Elementen. Auch wenn an solcher schillender Religiösität aus biblischer Sicht manches zu kritisieren ist, so ist es doch beeindruckend, dass Karl May in seinen zahlreichen Büchern immer wieder auf Gott, Christus, Gebet, Nächstenliebe und weitere christliche Werte Bezug nimmt. Karl May steht damit nach wie vor haushoch über ähnlich erfolgreichen Autoren der heutigen Zeit, die mit okkulten, satanischen und antichristlichen Lehren (ich denke dabei etwa an die Harry-Potter-Romane) große Kasse machen und damit eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen in die Irre führen.
"Zwischen Himmel und Hölle. Karl May und die Religion"- so heißt ein im Jahre 2013 neu herausgegebener Band, in dem der Glaube und die Religiosität Karl Mays von Autoren verschiedener Konfessionen und Fachbereiche ausführlich beleuchtet und wissenschaftlich analysiert wird, nämlich von Ekkehard Bartsch, Werner Höbsch, Ekkehard Koch, Christoph F. Lorenz, Dieter Sudhoff, Werner Thiede, Jürgen Wehnert und Hubert Wolf. Sie schreiben u.a. über die Themen: "Old Shatterhand auf christlichen Pfaden", "Christliche Religion in den Reiseerzählungen Karl Mays", "Himmelsgedanken – aus der Quelle christlicher Theosophie?", "Karl May und der interreligiöse Dialog" und weiteres.Das Buch ist zwar auf wissenschaftlichem Niveau verfasst, aber doch für den gebildeten Laien ohne Problem verständlich. Für jeden, der Karl-May-Romane liest oder Karl-May-Filme sieht (in denen der christliche Glaube leider völlig ausgeblendet wird), bietet dieses Buch einen Einblick in das Herz von Karl May – in sein ureigensten Anliegen, Menschen mit dem christlichen Glauben zu konfrontieren und – so sein Ziel – sie dadurch zu besseren Menschen zu machen. Ein Ziel, mit dem Karl May selber ein Leben lang gerungen hat, was dieses Buch ebenfalls beleuchtet und nicht verschweigt.Eine kritische Ergänzung von mir: Natürlich reicht es nicht aus, ein "besserer Mensch" zu sein, um in den Himmel zu kommen, sondern entscheidend ist die persönliche Beziehung zu Jesus Christus und die Annahme seines stellvertretenden Erlösungsopfers am Kreuz. Bei Karl May klingt dieses zwar immer wieder durch, wird aber an anderen Stellen in seinem schriftstellerischen Werk durch allgemein-humanistische Gedanken relativiert. Ein letztes Urteil über den Menschen Karl May steht jedoch keinem anderen Menschen zu, sondern allein dem allmächtigen Gott.
Rezensent:Dr. theol. Lothar GassmannEmail:
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