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liam

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Dienstag, 13. Oktober 2009, 18:16

Lehrer - die unbekannten Wesen, oder die Verderber unserer Jugend?

In diesem Thread ging es um das Thema "Lehrer", welches wir hier fortführen können.

Der Alltag einer durchschnittlichen Klassenlehrers/in einer Grund und Hauptschule in BaWü sieht heute in etwa so aus:

Unterricht von 07:45 bis gegen 13:00 oder 14:00 Uhr. Während des Unterrichtes herrscht ein Lärmpegel von zwischen 70 und 80 Dezibel, geht gut und gerne auch über 80 db hinaus und erreicht allenfalls mal bei Klassenarbeiten einen Pegel von ca. 50 db. Vorbereitungen auf den Unterricht dauern, je nach persönlichem Engagement und Berufserfahrung der Lehrer, zwischen einer und zwei Stunden am Tag. Hinzu kommen beispielsweise Korrekturarbeiten bei Klassenarbeiten. Eine Mindestanzahl von Klassenarbeiten ist vorgeschrieben.

Allgemein bekannt ist, dass die Disziplin sehr oft bereits in der ersten Klasse "unter aller Sau" ist. Die nervliche Belastung, der Lehrer durch Pöbeleien der Schüler, permanente Störungen des Unterrichtes, Querelen der Schüler untereinander ausgesetzt sind, ist zwar abhängig von der Persönlichkeitsstruktur des einzelnen Lehrers, summiert sich aber über die Jahre. Der Verdienst eines Lehrers geht zwar grundsätzlich weitgehend in Ordnung. Doch gibt es bei vielen Lehrern - und diese Tendenz nimmt stark zu - die Notwendigkeit, dass sie finanziell häufig zum Schulbetrieb zuschießen müssen, weil einerseits bestimmter Unterricht ohne bestimmte Materialien nicht machbar ist, andereseits der Schulträger das Budget für diese Notwendigkeiten jedoch nicht bereitstellt.

Bei einer Anzahl - auch auf Gymnasien - von mehr, als 30 Schülern je Klasse kann man sich leicht ausrechnen, welcher Belastung ein Lehrer ausgesetzt ist, der Tag für Tag seinen Unterricht zu machen hat, selbst in ruhigeren Klassen. Andererseits ist es nicht verwunderlich, wenn Schüler bei der großen Anzahl Kinder in einem Raum und dem dadurch entstehenden Lärmpegel immer weniger lernen und andererseits immer unruhiger werden.

Zum normalen Schulbetrieb kommen Klassenfahrten, es werden AG's angeboten, die Lehrer oft auch über ihr normales Deputat hinaus anbieten.

Die Ausbildung der Lehrer ist, soweit ich es beobachten kann, eine knallharte Sieberei. Dabei geht es längst nicht um das Vermitteln von Lernstoff, sondern oft genug auch um die Anwendung bestimmter Methoden, die stark variieren, je nachdem, welche Lehrer ein Referendar gerade hat.

Wer heute den Beruf des Lehrers wählt tut das entweder, weil er wirklich Idealist ist, oder weil er keine Ahnung hat, was auf ihn zu kommt. "Nur ein Job" ist der Beruf für die wenigsten.

Ein Highlight ganz besonderer Qualität ist das Lehrermobbing. Meine Frau wurde im letzten Jahr, zusammen mit drei weiteren Kollegen, auf einer weitverbreiteten "Partyseite" in einer Art und Weise beschimpft und verunglimpft, dass wir daran eine ganze Weile zu tun hatten. Urheberin der Geschichte ware eine 14jährige Schülerin. Schutz und Rückhalt erhielt meine Frau und ihre betroffenen Kollegen von ihrem Vorgesetzten und den anderen Kollegen, die Staatsgewalt jedoch, das erlebt man leider nicht so selten, nahjm das auf die sehr leichte Schulter. Einer der betrofenen ihrer Kollegen erlitt in der Folge multiple Schlaganfälle und ist seitdem ein berufsunfähiger Pflegefall.

Es gäbe noch manchen Aspekt zu beleuchten, das soll erst einmal genügen.

Lehrer - ideologische "Infiltratoren"? Die Zeit ist vorbei - einige unverbesserliche Exemplare mag es geben. Und - nachdem ich mit Schule weit mehr zu tun habe, als ich mir je vorstellen konnte, weiß ich, dass trotz der Negativbeispiele die Anzahl der indeologisch "verdorbenen" und die Kinder indoktrinierenden Lehrer eine recht überschaubare Minderheit wurden und so mancher, der dazugehörte, hat sich diese Kanten im Laufe seines Berufslebens auch noch abgeschliffen.

ralf-fennig

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Beruf: Altenpfleger - Frührentner

2

Mittwoch, 14. Oktober 2009, 18:11

Ja - all diese Dinge sehe ich auch. Heute Lehrer zu sein ist nicht einfach.
So manche Kinder und Jugendliche wissen heute alles (besser) - sind aber i.d.R. nicht gewohnt sich ein- und unterzuordnen.
Eltern sind oft desinteressiert - und die sich interessieren haben viel zu oft den Standpunkt eingenommen "wenn in der Schule was schiefläuft habe ich damit nichts zu tun - dafür gibt es ja Lehrer, das sind Pädagogen, die müssen irgendwie klarkommen!".
Ich bin mir bewußt das viele Lehrer guten Grund haben früh in Rente zu gehen. Ich weiß auch das junge Lehrer oft noch Idealisten sind - ich hatte in meiner alten Gemeinde zwei junge Männer die Lehrer werden wollten. Einer davon war so übertrieben nett und zurückhaltend, der hätte an einer Großstadthauptschule keine zwei Tage überlebt - bei uns in der Provinz vielleicht etwas länger.

Ich glaube auch das diese Situation das, was ich im anderen Faden meinte, begünstigt. Ich glaube das Viele Lehrer irgendwann innerlich kündigen. Nur noch ihren Job machen und ihren Stoff durchziehen (wenn sie es denn machen) und Schüler und Schülerinnen nach Pauschalurteilen abzensieren, kein echtes Interesse und Engagement mehr dafür zeigen jeden Schüler wirklich optimal auszubilden. Es ist vielleicht angesichts der Situation auch ein gewisser Selbstschutz.
Im anderen Faden habe ich Lehrern zudem noch eine gewisse Linkslastigkeit unterstellt. Ich glaube damit hatte ich bei vielen Lehrern auch Recht. Klar - ich war in der Schule zwanzig Jahre nach 1968. Da waren die linken Kader in ihren besten Jahren (heute altern sie etwas und der Nachwuchs ist eigentlich mehr pubertär als politisch). Ich habe alle linken Dogmen mit der Milch der Schulbildung aufgesogen. Ich habe es als 15jähriger erlebt von Lehrern belächelt zu werden weil ich 1988 Flugblätter der Paneuropa-Union verteilt habe "Stacheldraht ist keine Grenze" stand dick darauf - mit der These das die Ost-Diktaturen früher oder später fallen werden. "Die Mauer wird 100 Jahre stehen!" das glaubte in der DDR das Politbüro - und bei uns das Lehrerzimmer.
Als ich dann aufs Gymnasium wechselte und die Mauer in der Zeit wirklich fiel dachten viele Lehrer tatsächlich irgendjemand "drüben" hätte noch Lust auf Sozialismus. Als der Direktor einen Referenten der IGFM anstatt von amnesty international einlud um einen Vortrag vor den Schülern zu halten wurden die Klassen von linken Kaderlehrern vorbereitet das die IGFM reaktionär und einseitig sei.
Auf der kath. Altenpflegeschule (viel später) durfte ich mir Vorträge darüber anhören das die Hexenverfolgungen angeblich im Früh- und Hochmittelalter von der Kirche in Rom angezettelt wurde um die weibliche Solidarität und Gefühlswelt zu zerstören und ein Patriarchat aufzurichten in dem die Frau zutiefst unterdrückt wurde. Und wehe jemand kam mit geschichtlichen Tatsachen (etwa damit das die Hexenverfolgung ein Problem der frühen Neuzeit und nicht des Mittelalters war - und damit das ein drittel der Verbrannten "Hexen" Männer waren - oder das die immer lokal an gewissen Punkten temporär auftretenden Hexenhysterien nie so omnipräsent waren das sie die "weibliche Solidarität" zerschlagen konnte)...

Ich habe viele Lehrer als völlig verbohrt und mit Brett vor dem Kopf kennengelernt. Mit einer handvoll Lehrern habe ich gute Gespräche und Diskussionen gehabt - keine Frage. Aber die meisten von ihnen haben doch an massiven Vorurteilen gegen diesen Berufsstand mitgebastelt.

3

Montag, 10. Oktober 2011, 12:18

Was sollen wir von Lehrern erwarten, die überfordert werden(bis 30 Schüler/innen je Klasse, dazu ganz viele Fremde ohne Sprachkenntnisse)?
Lehrer verdienen im Schnitt (Haupt/Realschule) etwa 3000.- Euro netto im Monat.Willst Du für diesen Lohn diese schwere Aufgabe machen?
:regensmiley:

4

Freitag, 4. November 2011, 11:48

Zitat


Was sollen wir von Lehrern erwarten, die überfordert werden(bis 30
Schüler/innen je Klasse, dazu ganz viele Fremde ohne Sprachkenntnisse)?
Bei der Klassengröße werden die Schüler überfordert, nicht die Lehrer. Ich kam in den genuss einer 26 köpfigen Klasse und einer 7 köpfigen Klasse. Bei einer kleineren Klasse kann man dem Unterricht besser folgen und es fällt einem nicht so schwer Fragen zu stellen.
Was die "Fremden" angeht (jeder Schüler ist am ersten Tag des Lehrers ein Fremder. Deine Wortwahl ist irgendwie unpassend und beleidigend).... Mir ist noch nie eine Klasse begegnet, in welcher es Schüler gab, die keinerlei Deutschkenntnisse hatten. Das schlimmste was ich erlebte war ein Akzent, welcher nichts an der verständlichkeit der Sätze änderte.
Oh, moment, eine Klasse gab es. Dort gab es Jugendliche, welche nur schlecht Deutsch sprechen konnten. War an meiner Schule die Förderklasse. Die haben einen etwas anderen Deutschunterricht und mit speziell ausgebildetem Lehrer bekommen und Unterricht in der jeweiligen Muttersprache. Als ich sie das letzte Mal antraf, konnten sie sehr gut Deutsch sprechen.


Zitat


So manche Kinder und Jugendliche wissen heute alles (besser) - sind aber i.d.R. nicht gewohnt sich ein- und unterzuordnen.
Meistens wissen Kinder und Jugendliche auch wirklich alles besser. Ältere Personen pochen aufgrund ihrer "Lebenserfahrung" darauf, dass sie Recht haben, selbst wenn man ihnen die stupidität ihrer Aussagen vor die Nase hält.
Meiner Frau ist neulich was ähnlich passiert. Sie bekam einen neuen Vorgesetzten (naja, eigentlich war es die Vertretung des Chefs ihres Chefs), welcher einige Jahre jünger war als sie. Als sie sich mit ihm unterhalten hatte, hat sie sich dabei ertappt, dass sie ihn aufgrund seines Alters nicht ernst genommen hat. War ihr etwas peinlich :P

Ältere Menschen mögen Lebenserfahrung haben, kommen aber meistens immer wieder zu ihren Kindern/Enkeln, wenn ihr Computer ein Problem hat. Lebenserfahrung gut und schön, bringt aber nichts, denn die Welt in der Lebenserfahrungen gemacht wurden existiert nur noch in der Vergangenheit.

5

Freitag, 4. November 2011, 14:37

Geh mal z.B. nach Berlin, dort gibt es Klassen ohne Deutschkenntnisse! :rolleyes:

6

Dienstag, 28. Februar 2012, 20:10

Und? In meinem Kaff gibt es Klassen ohne MATHEkenntnisse. DAS find ich erschreckend.
Aber dafür gibt es ja Schule. Zum Lernen

ralf-fennig

Administrator

Beiträge: 2 246

Wohnort: 49424 Goldenstedt

Beruf: Altenpfleger - Frührentner

7

Donnerstag, 1. März 2012, 23:35

Das ist die richtige Einstellung!
Schulen sind zum lernen da. Diese Erkenntnis ist elementar wichtig.
Wie bringt man jetzt die Schüler dazu das auch so zu sehen? Oder die Lehrer?

8

Freitag, 2. März 2012, 15:56

Ganz bestimmt nicht durch die Bibel. Diese propagandiert ja nur ihren eigenen Glauben.

9

Samstag, 7. Januar 2017, 09:55

Ich bin eben erst auf dieses spannende Thema gestoßen - ich interessiere mich besonders dafür, da ich selbst einmal Lehrer werden möchte.
Es ist tatsächlich so, dass jeder etwas anderes erwartet - der Druck ist schon recht groß...

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